• Sterblichkeit steigt mit Zunahme der Vitamin-B12-Konzentration
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 26. Januar 2020

In einer holländischen Kohortenstudie wurde untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen Vitamin-B12-Konzentration und Mortalität besteht. Die Studienpopulation bestand aus knapp 5600 Personen, die entsprechend ihrem Vitamin-B12-Spiegel auf vier Gruppen (Quartilen) verteilt wurden: in der ersten Gruppe lag der Vitamin-B12-Spiegel (in pmol/l) unter 250, in der zweiten zwischen 250 und 293, in der dritten zwischen 293 und 366 und in der vierten über 366. Es zeigte sich – nach einer Beobachtungszeit von rund 8 Jahren –, dass das Sterblichkeitsrisiko von der ersten bis zur vierten Gruppe anstieg; verglichen mit der ersten Gruppe, betrug die «Hazard Ratio» in der zusammengefassten zweiten und dritten Gruppe 1,38 (0,91–2,10) und in der vierten Gruppe 1,85 (1,16–2,97).

Volltext der Studie aus «JAMA Network Open»: Association of Plasma Concentration of Vitamin B 12 With All-Cause Mortality in the General Population in the Netherlands

  • Morbus Meulengracht und Medikamente
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 24. Januar 2020

In der «Arzneiverordnung in der Praxis» ist eine kurze Übersicht zu Medikamenten und Morbus Meulengracht (Gilbert-Syndrom) erschienen. Dem M. Meulengracht liegt eine reduzierte Aktivität der UDP-Glucuronosyltransferase-1A1 (UGT1A1) zugrunde; dies bedeutet, dass Bilirubin und potentiell auch gewisse Medikamente vermindert glukuronidiert werden.
Paracetamol gehört zu den Medikamenten, bei denen die Glukuronidierung einen wichtigen Abbauweg darstellt. Bislang gibt es jedoch keine Hinweise, dass Paracetamol für Personen mit M. Meulengracht mit einem erhöhten Risiko verbunden ist. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass Paracetamol nicht nur über UGT1A1, sondern auch über andere UGT-Isoformen glukuronidert wird. Die Angabe in der Fachinformation, dass Paracetamol bei M. Meulengracht kontraindiziert sei, entbehre wissenschaftlicher Grundlagen.
Eine Bedeutung hat ein M. Meulengracht aber, wenn Irinotecan (Campto® u.a.) verabreicht wird. Der aktive Metabolit dieses Zytostatikums wird über UGT1A1 metabolisiert, weshalb bei M. Meulengracht die Gefahr einer Irinotecan-Toxizität zunimmt.
Ausserdem können UGT1A1-Hemmer wie das HIV-Mittel Atazanavir (Reyataz® u.a.) bei M. Meulengracht die Hyperbilirubinämie verstärken.

Volltext der AVP-Übersicht: Paracetamol beim Morbus Meulengracht

  • Ingenolmebutat (Picato®) soll vorerst nicht mehr verschrieben werden
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 20. Januar 2020

Es wird vermutet, dass die Anwendung von Ingenolmebutat mit einem erhöhten Hautkrebsrisiko verbunden ist (siehe früheren BDN-Text: Hautkrebs bei Ingenolmebutat). Die europäische Arzneimittelbehörde hat unterdessen die Zulassung einstweilen sistiert; Personen, die wegen einer aktinischen Keratose Ingenolmebutat verwenden, sollen die Behandlung stoppen.

Mitteilung des deutschen Bundesamtes für Arzneimittel und Medizinprodukte: Ingenolmebutat: Ruhen der Zulassungen als Vorsichtsmassnahme angeordnet, die Überprüfung des Hautkrebsrisikos wird fortgesetzt

  • Domperidon (Motilium® u.a.): In Irland bei Kindern nicht mehr zugelassen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 12. Januar 2020

In Irland darf Domperidon bei Kindern unter 12 Jahren nicht mehr eingesetzt werden. Der Entscheid beruht auf einer Studie, in der Domperidon bei Kindern mit Übelkeit und Erbrechen nicht besser gewirkt hatte als Placebo.

Mitteilung der irländischen Arzneimittelbehörde: Domperidone-Containing Medicines: No Longer Approved for Use in Children Due to Lack of Efficacy

  • Zink- und Folsäure-Ergänzung hilft nicht bei Infertilität
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 10. Januar 2020

Nahrungsergänzungsmittel zur Förderung der männlichen Fertilität enthalten häufig Zink und Folsäure; wie man aus experimentellen Daten ableitet, sollen beide die Spermatogenese unterstützen. Diese Hypothese hat man nun in einer klinischen Studie überprüft. Knapp 2400 Männer, die sich mit ihren Partnerinnen für eine Infertilitätsbehandlung entschieden hatten, nahmen als Ergänzung während 6 Monaten doppelblind 30 mg Zink und 5 mg Folsäre pro Tag oder die entsprechenden Placebos. Der Prozentsatz der Paare, bei denen innerhalb von 9 Monaten eine Schwangerschaft eintrat, die dann zur Geburt eines lebenden Kindes führte, war in beiden Gruppen gleich (34% mit Zink/Folsäure, 35% mit Placebo). Auch die Spermienqualität wurde durch die Zink/Folsäure-Einnahme nicht signifikant verbessert.

Kurzform der Studie aus dem JAMA: Effect of Folic Acid and Zinc Supplementation in Men on Semen Quality and Live Birth Among Couples Undergoing Infertility Treatment 

  • Alemtuzumab (Lemtrada®): Autoimmunhepatitits und hämophagozytische Lymphohistiozytose
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 5. Januar 2020

Unter einer Behandlung mit Alemtuzumab, einem bei multipler Skelrose eingesetzten monoklonalen Antikörper, sind Fälle von immunvermittelten Reaktionen wie Autoimmunhepatitis und hämophagozytischer Lymphohistiozytose vorgekommen. Auch wird darauf hingewiesen, dass während der Verabreichung von Alemtuzumab kardiovaskuläre Nebenwirkungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Arteriendissektion und Lungenblutungen aufgetreten sind.

Mitteilung von «Health Canada»: Alemtuzumab – Risk of Autoimmune Hepatitis, Haemophagocytic Lymphohistiocytosis, and Associated Serious Cardiovascular Reactions

Früherer BDN-Text: Arteriendissektionen und Schlaganfälle nach Verabreichung von Alemtuzumab