Gute Geister, unbeantwortete Briefe et cetera ...

ceterum censeo

Die Tatsache, dass auch dieser pharma-kritik-Jahrgang ganz und gar zur Unzeit seinen Abschluss findet, soll mich nicht davon abhalten, wieder einmal über den «Stand der Dinge» in unserem kleinen Betrieb zu berichten.

Zuerst, und mit besonderem Nachdruck, ein Dank an die Kolleginnen und Kollegen, die uns ihre Zeit schenken und auch für den jetzt abgeschlossenen Jahrgang wieder sehr viele Texte durchgesehen haben. Ohne diese Beiträge - Kritik, Anregungen, Korrekturen, Ergänzungen, zusätzliche Literatur - wäre unser Blatt nicht was es ist. Was uns diese guten Geister im Laufe eines Jahres helfen, ist für Leserinnen und Leser in der Regel nicht sicht- oder spürbar. Ich erinnere mich aber an unzählige Einzelheiten der Texte, die nur dank teilweise intensiver Diskussion mit Reviewerinnen und Reviewern entstanden sind. Dass wir uns immer wieder an die verschiedensten Fachleute wenden dürfen und mit ihrem (kostenlosen!) Input rechnen dürfen, erfüllt mich mit grossem Stolz. Zu vielen Einzelheiten in der Beurteilung von sogenannter Evidenz kann man ja unterschiedlicher Meinung sein und es hilft uns ausserordentlich, diese Nuancen erfassen und nach Möglichkeit in unsere Texte integrieren zu können.

Mein herzlicher Dank gilt aber auch allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nicht nur ihr Bestes leisten, sondern sich auch mit den Besonderheiten meines persönlichen Zeitplans - unter anderem geprägt durch die vielen nicht-vorhersehbaren Pflichten einer Hausarztpraxis - abfinden müssen. Von allen, die mir helfen, pharma-kritik entstehen zu lassen, wird ein hoher Grad an Polyvalenz gefordert. Diese Herausforderung ist sicher anregend, manchmal aber auch recht anstrengend. Dass viele ehemalige Redaktionsassistentinnen und -assistenten bereit sind, von Zeit zu Zeit Texte beizutragen, freut mich sehr. Viele Leserinnen und Leser wissen wohl auch, in welchem Ausmass ich auf die Hilfe meiner Frau und meiner erwachsenen Söhne und Töchter angewiesen bin, wenn es gelingen soll, die heute doch recht vielfältigen Aufgaben des Verlags zu bewältigen. Sie alle helfen mit, jährlich 24 pharma-kritik-Nummern und mehr entstehen zu lassen.

Noch einen Dank möchte ich hier aussprechen, der sich auf die Stiftung info-pharma bezieht. Seit Jahren bieten wir mit unserem unabhängigen Informationszentrum info-pharma eine Alternative zu den «offiziellen» Informationsquellen an. Das Informationszentrum behandelt Anfragen als Arztgeheimnis, gibt wissenschaftlich fundierte Auskunft und kann im Notfall auch innerhalb von Minuten bis Stunden behilflich sein. All dies geschieht grundsätzlich kostenlos, obwohl natürlich je nach Anfrage recht viel Zeit benötigt wird und die speziellen Datenbanken, die wir dazu verwenden, alles andere als kostenlos sind. Im laufenden Jahr (1998) durfte die Stiftung, die das Informationszentrum mindestens zum Teil finanziert, von pharma-kritik-Abonnentinnen und Abonnenten sehr grosszügige Beiträge entgegennehmen. (Für finanzielle Details verweise ich auf den kurzen Bericht, der am Anfang des nächsten Jahres wiederum einer pharma-kritik-Nummer beigelegt wird.) Die Spenderinnen und Spender dürfen damit rechnen, dass wir ihren Beitrag optimal einsetzen.

Dass die vielfältigen Infomed-Aktivitäten nicht notwendigerweise zur Folge haben müssen, dass sich die pharma-kritik-Nummern noch mehr verspäten, zeigt das Beispiel der letzten vier Monate: in diesen Monaten haben wir - zum Teil im «Fast Track»-Verfahren - nicht weniger als 12 Nummern veröffentlicht. Viele weitere Nummern sind schon unterwegs und ich hoffe, in den nächsten Monaten dank zusätzlicher Hilfe das Verfahren der «schnellen Schiene» weiterführen zu können. Es wäre eine grosse Erleichterung, wenn es gelänge, das neue Jahrtausend ohne Verspätung starten zu können.

Leider sieht nicht alles so rosig aus: Frustration und Enttäuschung empfinde ich, wenn ich den Stoss der vielen unbeantworteten Briefe ansehe. Ich darf gar nicht daran denken, wieviele freundliche, anregende oder auch kritische Briefe ich im Laufe der letzten Jahre nicht beantwortet habe. Es ist ja keineswegs so, dass ich Briefe von Leserinnen und Lesern nicht schätze. Im Gegenteil: oft geschieht es, dass ich einen Brief gerade deshalb zur Seite lege, weil ich mich genauer damit befassen und auch eine entsprechende Antwort schreiben möchte. Natürlich fliessen viele Vorschläge und Hinweise auch dann in unsere Aktivitäten ein, wenn ich es unterlassen habe, eine Antwort zu schreiben. Es ist aber doch immer wieder mit grossen Bedenken, wenn ich nach ein oder zwei Jahren einen Briefstapel als zu sehr veraltet und vernachlässigt weglege. Ich möchte alle diejenigen, die vergeblich auf eine Antwort gewartet haben, um Entschuldigung bitten.

In Anbetracht der zahlreichen drängenden Aufgaben fragen sich vielleicht viele, weshalb wir uns denn darum bemühen, auch im Internet aktiv präsent zu sein. «Infomed Online» ist wohl eine der exklusiven Internetadressen, wo nicht nur Links und News, sondern werbefrei auch redaktioneller Inhalt angeboten werden. Leider sind bisher die meisten unabhängigen Zeitschriften aus dem Ausland nur mit einem rudimentären Angebot im Internet. Der Grund für unsere diesbezüglichen Aktivitäten ist verhältnismässig einfach: Ich bin überzeugt, dass wir uns in einer entscheidenden Übergangsphase befinden und dass das Publizieren von Fachzeitschriften nie mehr dasselbe wie in den «guten alten» 80er Jahren sein wird. Wenn ich an eine Zukunft von pharma-kritik glaube, so ist es völlig unerlässlich, dass wir das neue Medium ebenfalls verwenden und die zusätzlichen Möglichkeiten, die es bietet, explorieren. Schon in naher Zukunft wird aber pharma-kritik im Netz nur noch zahlenden Abonnentinnen und Abonnenten zur Verfügung stehen. Wir können uns leider auf die Dauer nicht leisten, im Printbereich mit den knappsten Mitteln kalkulieren zu müssen und im Internet unser Produkt grosszügig zu verschenken. Wir werden Ihnen dazu rechtzeitig weitere Information zustellen.

Ich erlaube mir, bei dieser Gelegenheit einmal mehr auf unsere «Information Retrieval»-Kurse hinzuweisen. Neben den seit 1995 offerierten Kursen für Kolleginnen und Kollegen, die noch wenig mit den Computer- bzw. Internetmöglichkeiten vertraut sind, gibt es ab Herbst 1998 Halbtageskurse für Fortgeschrittene. Diese dienen z.B. dazu, Tips und Tricks im Umgang mit medizinischen Datenbanken auszunützen, die vielen Optionen der elektronischen Post besser kennenzulernen, das Offline-Browsing von medizinischen Zeitschriften zu vereinfachen oder auch eine eigene Homepage zu installieren. Ich denke, dass unser Team in diesem Bereich einen Mix von Computer- und Medizinkenntnissen aufweist, der die Kurse zu einem echten Gewinn macht. Wer sich dafür interessiert, findet mehr Informationen an folgender Adresse:
http://www.infomed.org/extra/extra.html
Oder rufen Sie an (071-910-0866), unsere Sekretärin gibt Ihnen gerne Auskunft.

Die Schwesterzeitschrift von pharma-kritik, infomed-screen, entwickelt sich erfreulich. Sie existiert jetzt seit über einem Jahr und erfüllt offensichtlich die Erwartungen, die in sie gesetzt wurden. Es wird ja immer schwieriger, dem Fortschritt der Medizin zu folgen und es ist auch nicht einfacher geworden, die Spreu vom Weizen der Information zu trennen. Dies ist die Aufgabe, der infomed-screen gerecht werden will: neue Evidenz sorgfältig zu sichten, das Wichtigste zusammenzufassen und aus hiesiger Sicht kommentieren zu lassen. Auch wenn das Englische heute allgegenwärtig ist, kommt einer solchen Publikation in deutscher Sprache besondere Bedeutung zu. Kritische Würdigung und Werbefreiheit entsprechen auch bei infomed-screen den Prinzipien unserer Verlagsphilosophie. Diese Prinzipien sind es ja, die unsere Publikationen von den vielen Informationen abheben, die man halb oder ganz geschenkt bekommt. Auch hinter infomed-screen steckt viel Arbeit und Terminnot. Ich bin deshalb sehr glücklich, in Thomas Weissenbach einen Mitherausgeber gefunden zu haben, der sich auch all der kleinen Einzelheiten mit grossem Geschick annimmt.

Zum Schluss ein paar Worte zu der Frage, die ich seit über einem Jahr ständig höre: Wann kommt die Neuauflage des Buches? Das Konzept der «Hundert wichtigen Medikamente» hat einen erstaunlich grossen Anklang gefunden und das Buch leistet immer noch sehr brauchbare Dienste. Die Schweizer Ausgabe ist jedoch schon seit vielen Monaten vergriffen. Es ist auch klar, dass vieles, was in der 1994er Ausgabe steht, überholt ist. Bisher hatte die Neuauflage in unserem Team ein sehr niedrige Priorität, da wir so stark durch drängendere Aufgaben beansprucht waren. Dies soll sich nun ändern. Vom Herbst 1998 an laufen intensive Vorarbeiten - ich werde Sie auf dem laufenden halten und hoffe, Ihnen in einem Jahr ein neues Buch mit zahlreichen neuen Optionen anbieten zu können. Vorläufig können Sie sich auf die pharma-kritik-Nummern des nächsten Jahrgangs freuen - Texte über Lipidsenker, AIDS-Therapie, Psychopharmaka, biliäre Zirrhose, neue Krebstherapien, neue Erkenntnisse zu Arzneimittelinteraktionen u.a. stehen auf dem Programm.

Etzel Gysling

Standpunkte und Meinungen

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Gute Geister, unbeantwortete Briefe et cetera ... (20. August 1998)
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pharma-kritik, 19/No. 24
PK405
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