Etodolac

Synopsis

Etodolac (Lodine®) ist ein Entzündungshemmer, der zur Behandlung von chronischer Polyarthritis, Arthrosen sowie Schmerzen nicht-rheumatischen Ursprungs empfohlen wird.

Chemie/Pharmakologie

Etodolac ist ein Pyranindol-Essigsäurederivat. Wie andere nichtsteroidale Entzündungshemmer hemmt es die Prostaglandinsynthese und wahrscheinlich auch die Makrophagenmigration in den Entzündungsherd. Seine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung wurde im Tierversuch an adjuvansinduzierter Arthritis nachgewiesen. In Studien mit radioaktiv markierten Erythrozyten war der gastrointestinale Blutverlust unter Etodolac beim Menschen kaum höher als unter Placebo. Andere Entzündungshemmer - insbesondere Acetylsalicylsäure - verursachten in den gleichen Studien deutlich höhere Blutverluste.(1,2)

Pharmakokinetik

Nach oraler Verabreichung werden maximale Plasmaspiegel innerhalb von 2 Stunden erreicht. Die mittlere Plasmahalbwertszeit beträgt 7 Stunden. Ältere Patienten und Patienten mit Nierenfunktionsstörungen zeigten keine abweichende Werte.(3)
Etodolac wird in der Leber metabolisiert und 60% einer Einzeldosis werden innerhalb 24 Stunden als Metaboliten im Urin ausgeschieden.

Klinische Studien

Bei chronischer Polyarthritis ist Etodolac in mehreren Studien mit Acetylsalicylsäure verglichen worden. In einer Doppelblindstudie, die ein Jahr dauerte, erhielten 372 Patienten individuell titrierte Dosen (Etodolac: 100-600 mg/Tag; Acetylsalicylsäure 3,6-4,8 g/Tag). Die beiden Medikamente zeigten eine vergleichbare antirheumatische Wirkung.(4)
Eine doppelblinde Crossover-Studie bei 39 Polyarthritis- Patiente diente dem Vergleich von Etodolac (2mal 200 mg/Tag) mit Naproxen (Naprosyn®, Proxen®, 2mal 500 mg/Tag). Die Beurteilung nach je sechs Wochen Behandlung zeigte gesamthaft eine gleichwertige Wirkung der beiden Medikamente.(5) Auch im Vergleich mit Sulindac ergab sich mit Etodolac bei Polyarthritis eine ähnlich gute Wirkung.(6)

Bei Arthrosen ist Etodolac (300 bis 400 mg/Tag) in zwei kleinen Studien (total 88 Patienten) gegen Placebo und gegen Acetylsalicylsäure (4,2-4,5 g/Tag) geprüft worden. Nach vier und nach zwölf Wochen war Etodolac signifikant wirksamer als Placebo und ungefähr gleich wirksam wie Acetylsalicylsäure.(7,8) Nach Angaben des Herstellers ist Etodolac bei Arthrosepatienten ausserdem in einer Doppelblindstudie mit Naproxen verglichen worden und soll sich dabei als ähnlich wirksam wie die Vergleichssubstanz erwiesen haben.

Etodolac ist auch gegen postoperative Schmerzen wirksam. Während eine Dosis von 100 oder 200 mg Etodolac ähnlich wie 650 mg Acetylsalicylsäure wirkte, ergab sich mit 400 mg eine signifikant stärkere analgetische Wirkung.(9)

Unerwünschte Wirkungen

Wie bei anderen Entzündungshemmern sind die unerwünschten Wirkungen von Etodolac in erster Linie gastrointestinaler Natur (Magenbrennen, Brechreiz). Gemäss einer firmeneigenen Übersicht hat Etodolac in Doppelblindstudien signifikant weniger unerwünschte Wirkungen als Acetylsalicylsäure, jedoch kaum mehr als Placebo verursacht.(10)
In einzelnen Fällen wurden ferner unter Etodolac Kopfschmerzen, Exantheme und Schwindel beobachtet.
Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen trat unter Etodolac kurzfristig eine leichte Verschlechterung der Nierenleistung auf, welche sich aber trotz Weiterführen der Therapie vollständig zurückbildete.(11)
Interaktionen: Laut Firmenangabe können Wechselwirkungen mit oralen Antikoagulantien, Lithium und oralen Antidiabetika auftreten; es sind aber keine entsprechenden Studien bekannt.

Dosierung, Verabreichung, Kosten

Etodolac (Lodine®) ist als Tabletten zu 200 mg erhältlich; das Präparat ist kassenzulässig. In der Therapie rheuma tischer Schmerzen wird eine Dosis von 2mal 200 mg täglich empfohlen. Eine Tagesdosis von 600 mg soll bei einer Langzeittherapie nicht überschritten werden. Bei akuten Schmerzzuständen wird eine Dosis von 200 mg alle 6 bis 12 Stunden empfohlen.
Bei einer Behandlung mit täglich 400 mg Etodolac betragen die monatlichen Kosten Fr. 56.70. Das Medikament kostet somit etwa gleich viel wie das Diclofenac-Originalpräparat (Voltaren®, 100 mg/Tag), jedoch rund 40% mehr als Indometacin (z.B. Indocid®, 2mal 50 mg/Tag).

Kommentar

Die Wirksamkeit des neuen Medikamentes ist bisher hauptsächlich bei chronischer Polyarthritis und bei postoperativen Schmerzen nachgewiesen worden. Antirheumatika werden aber in erster Linie bei Arthrosen eingesetzt. Für diese Indikation ist der Nutzen von Etodolac zur Zeit sehr unvollständig dokumentiert. Vergleichsstudien mit Acetylsalicylsäure interessieren heute kaum mehr. Dagegen wäre es entscheidend, eine neue Substanz in grösseren, repräsentativen Studien gegen moderne Antirheumatika (Ibuprofen, Diclofenac usw.) zu profilieren. Erst wenn solche Studien vorliegen, kann der Stellenwert von Etodolac innerhalb einer antirheumatischen Therapie richtig eingeschätzt werden.

Literatur

  1. 1) J.D. Arnold et al.: Clin. Pharmacol. Ther. 35: 716, 1984
  2. 2) I.L. Salom et al.: J. Clin. Pharmacol. 24: 240, 1984
  3. 3) D.C. Brater et al.: Clin. Phrmacol. Ther. 38: 674, 1985
  4. 4) G.Jacob et al.: Adv. Ther. 2: 82, 1985
  5. 5) C. Waltham-Weeks: Curr. Med. Res. Opin. 10: 540, 1987
  6. 6) G. Jacob et al.: Curr. Ther. Res. 37: 1124, 1985
  7. 7) S.Y. Andelman: Clin. Ther. 5: 651, 1983
  8. 8) M. Sanda et al.: Curr. Ther. Res. 33: 782; 1983
  9. 9) L. Versichelen et al.: Int. J. Clin. Pharmacol. Ther. Toxicol. 20: 236, 1982
  10. 10) M. Sanda et al.: Today’s Ther. Trends 3: 1, 1985

Standpunkte und Meinungen

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Etodolac (14. Februar 1989)
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