Nimmt die Häufigkeit der Demenz ab?

  • a -- Matthews FE, Arthur A, Barnes LE et al. A two-decade comparison of prevalence of dementia in individuals aged 65 years and older from three geographical areas of England: results of the Cognitive Function and Ageing Study I and II. Lancet 2013 (26. O [Link]
  • Zusammenfassung: Felix Schürch
  • Kommentar: Niklaus Löffel
  • infomed screen Jahrgang 17 (2013) , Nummer 6
    Publikationsdatum: 10. Dezember 2013
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Studienziele

Bereits ab 1989 wurde mit der «Cognitive Function and Ageing Study I» (CFAS I) in England und Wales die Prävalenz von Demenzerkrankungen erfasst und für die Bevölkerung von Grossbritannien hochgerechnet.1 Auf der Methodik von CAFS I aufbauend wurden in der Folge weltweit Untersuchungen zur Häufigkeit von Demenzerkrankungen bei Menschen über 65 Jahren gemacht. In der jetzt publizierten Studie CFAS II gingen die Forschenden der Frage nach, ob sich die Prävalenz zwanzig Jahre später und bei einer neuen Genera­tion verändert hatte.

Methoden

Von 1989 bis 1994 wurden in sechs Regionen von England und Wales Interviews mit Personen über 65 durch­geführt. Mit einem zweistufigen Verfahren, das aus einem Screening mit nachfolgender diagnostischer Überprüfung bestand, wurde die Prävalenz der Demenz berechnet. Für die CFAS I wurden nach dem Zufall 7'635 Personen aus­gewählt, die in drei der untersuchten Regionen lebten und zwischen 1990 und 1993 interviewt worden waren. Für die CFAS II wurden von 2008 bis 2011 in den gleichen drei Regionen 7'796 Personen zufällig ausgewählt und mit denselben Methoden wie für CFAS I untersucht. Fragen zu Gesundheit, Lebensstil, Aktivitäten des täglichen Lebens usw. wurden durch den spezifischen Fragenkatalog «Geriatric Mental State» (GMS) zu kognitiven Fähigkeiten ergänzt und ausgewertet. Die auf diese Weise ermittelten Daten für CFAS I bildeten die Grundlage für Hochrechnungen, um die Zahl der demenzkranken Men­schen in Grossbritannien abzuschätzen.

Ergebnisse

Aufgrund der Erhebungen in CFAS I wurde für 1991 für Gross­britannien eine Anzahl von 664'000 an Demenz Erkrankten geschätzt. Wurden die in CFAS I verwendeten Messmethoden für die über 65-jährige Bevölkerung im Jahr 2011 angewendet, kam man auf eine Zahl von 884'000 mit Demenz, entsprechend einer Prävalenz von 8,3%. Die Erhebungen und Berechnungen in CFAS II ergaben jedoch, dass «nur» 670’000 Individuen (d.h. 214'000 weniger als erwartet) an einer Demenz erkrankt waren, was einer Prävalenz von 6,5% bzw. einer signifikanten Abnahme der Prävalenz um 1,8% entspricht.

Schlussfolgerungen

Aufgrund der Ergebnisse der Studien CFAS I und II nahm in Grossbritannien die Prävalenz der Demenz für Menschen über 65 Jahre innerhalb von 20 Jahren signifikant ab.

Zusammengefasst von Felix Schürch


«Später geborene» Personen haben im gleichen Alter ein kleineres Risiko, an Demenz zu erkranken, als «früher geborene». Die beobachtete Abnahme der Prävalenz von 8,3 auf 6,5% innerhalb von 20 Jahren ist statistisch signifikant. Allerdings war die Rate von Personen, die eine Anfrage für die Studie positiv beantwortet hatten, vor allem wegen einer erhöhten Sensibilität für den Datenschutz von 80% in CAFS I auf 56% in CAFS II gefallen. Die Ergebnisse aus Grossbritannien werden durch eine neue dänische Studie bestätigt.2 Auch dort hatten von zwei Kohorten gleichaltriger Personen, die später Geborenen signifikant bessere Ergebnisse in kognitiven Tests und Aktivitäten des täglichen Lebens. Ein wichtiger Grund für den Rückgang der Demenz könnte eine gleichzeitig beobachtete Abnahme von Risikofaktoren in Ländern mit höheren Einkommen sein. Dies könnte im besten Fall bedeuten, dass bisherige Prognosen bezüglich der mit der höheren Lebenserwartung einhergehenden Zunahme von Demenzerkrankungen von zu pessimistischen Annahmen ausgehen. Es ist aber verfrüht, die Er­gebnisse inhaltlich und geographisch zu verallgemeinern.

Niklaus Löffel

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