Transfusionen: minimes HIV-Risiko

  • k -- Prati D, Capelli C, Rebulla P et al. The current risk of retroviral infections transmitted by transfusion in patients who have undergone multiple transfusions. Arch Intern Med 1998 (27. Juli); 158: 1566-9 [Link]
  • Kommentar: Manuel Battegay
  • infomed screen Jahrgang 2 (1998) , Nummer 9
    Publikationsdatum: 1. Oktober 1998
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Studienziele

Das Risiko, durch eine Bluttransfusion mit dem HIV («Human Immunodeficiency Virus») oder mit dem HTLV («Human T-Lymphotropic Virus») infiziert zu werden, ist seit der Einführung des Screenings von gespendetem Blut sehr klein geworden. Es gibt aber bisher wenig klinische Untersuchungen zum Infektionsrisiko. Um zuverlässige Daten zu gewinnen, braucht es Personen, die häufig Transfusionen erhalten, aber sonst kaum einem HIV-Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Ziel dieser prospektiven Studie war es, das Infektionsrisiko bei Personen abzuschätzen, die wegen einer homozygoten Beta-Thalassämie alle 2 bis 4 Wochen transfundiert werden.

Methoden

Im Jahre 1989 wurden in 36 italienischen Zentren 1384 Personen mit einer homozygoten Beta-Thalassämie in die Studie aufgenommen. Das mediane Alter der Probandinnen und Probanden betrug 16 Jahre. Die Wahrscheinlichkeit, auf eine andere Art als durch die Bluttransfusionen infiziert zu werden, war deshalb klein. Die Seren wurden regelmässig auf HIV-Antikörper untersucht. Das Risiko, durch eine Bluttransfusion infiziert zu werden, wurde errechnet aus der Zahl der Serokonversionen geteilt durch die Gesamtzahl der Transfusionen.

Ergebnisse

Zu Beginn der Studie hatten von den 1384 Untersuchten 40 Personen Anti-HIV-Antikörper. 36 waren vor 1985, als das Blut noch nicht getestet wurde, infiziert worden. Am Ende der Studie, 1995, konnten noch 1001 Beteiligte erfasst werden. Diese hatten in 6 Jahren gesamthaft 190'000 Erythrozytentransfusionen erhalten. Die einzige frisch Infizierte war eine 20jährige Frau, die andere Risikofaktoren für eine HIV-Infektion verneinte. Sie wurde 1994 infiziert. HTLV-Serokonversionen wurden keine beobachtet.

Schlussfolgerungen

Das Screening des gespendeten Blutes hat das Risiko einer Retrovirusinfektion durch Erythrozytentransfusionen stark gesenkt. Auf 190'000 Transfusionen kam es lediglich zu 1 Neuinfektion mit dem HIV.

Diese Studie über das Risiko multipler Transfusionen bei einer Kohorte von Patienten mit homozygoter Beta-Thalassämie ist wichtig. Während eines 6jährigen Follow-ups zeigte sich, dass heutige sensitivere serologische Tests die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Transmission, aber auch von anderen Viren (HTLV) sehr gering machte. Entsprechend scheinen zur Zeit zusätzliche Tests bei Spendern nicht sinnvoll, wobei derartige Studien die Qualität immer wieder prüfen müssen.

Manuel Battegay

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Transfusionen: minimes HIV-Risiko ( 1998)