Lithium verhindert Suizidversuche

  • k -- Song J, Sjölander A, Joas E et al. Suicidal behavior during lithium and valproate treatment: a within-individual 8-year prospective study of 50,000 patients with bipolar disorder. Am J Psychiatry 2017 (1. August); 174: 795-802 [Link]
  • Zusammenfassung: Peter Ritzmann
  • infomed screen Jahrgang 21 (2017) , Nummer 5
    Publikationsdatum: 26. September 2017
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Bei bipolaren Affektstörungen gilt Lithium (Lithiofor® u.a.) als Mittel der Wahl zur Stimmungsstabilisation. Dies unter anderem, weil sich in Meta-Analysen von randomisierten Studien ein signifikant niedrigeres Risiko für Suizide gegenüber Placebo belegen liess.(1) Unklar ist allerdings, ob sich darin Lithium von anderen Medikamenten abhebt, die als Stimmungsstabilisatoren bei bipolaren Störungen eingesetzt werden. In der aktuellen Untersuchung von Daten aus dem schwedischen Gesundheitssystem wurde das Suizidrisiko bei Menschen mit bipolaren Affektstörungen unter der Behandlung mit Lithium mit demjenigen unter Valproinsäure (Depakine® u.a.) verglichen.

Insgesamt wurden 52'535 Personen mit der Diagnose einer bipolaren Affektstörung identifiziert und über einen Zeitraum von 8 Jahren beobachtet. Insgesamt wurden 10'648 Suizidversuche oder Suizide registriert. Wenn Phasen mit Lithiumbehandlung mit Phasen ohne Lithium bei der jeweils gleichen Person verglichen wurden, fand sich ein signifikant niedrigeres Risiko für ein suizidales Ereignis in den Behandlungsphasen («Hazard Ratio» 0,86; 95% CI 0,78-0,95). Für Valproinsäure fand sich demgegenüber keine Reduktion des Risikos (HR 1,02; 95% CI 0,89-1,15). Auch wenn Behandlungsphasen mit den beiden Medikamenten bei verschiedenen Personen miteinander verglichen wurden, erschien das Suizidrisiko unter Lithium signifikant niedriger als unter Valproinsäure.

Es braucht grosse Studien mit langer Beobachtungszeit, um einen Einfluss einer Behandlung auf harte, aber vergleichsweise seltene Endpunkte wie die Häufigkeit von Suiziden zu belegen. Die aktuelle Studie aus Schweden konnte viele suizidale Ereignisse einschliessen, hat aber den Nachteil einer Kohortenstudie, in der die Zuteilung zur Behandlung nicht zufällig erfolgte. Der gewählte Vergleich von Phasen mit oder ohne Behandlung bei der gleichen Person versucht diesen Nachteil zu korrigieren. Das Resultat spricht dafür, dass eine Reduktion des Suizid­risikos eher eine Lithium-spezifische Wirkung denn eine Folge der Stimmungsstabilisation ist. Fragezeichen hinter dieser Schlussfolgerung sind allerdings angebracht: Die Zahl der mit Valproinsäure Behandelten war deutlich kleiner und bezüglich «erfolgreicher» Suizide war der Unterschied nicht statistisch sig­nifikant. Für die Praxis wichtiger ist, dass erneut gezeigt werden konnte, dass Lithium das Suizidrisiko günstig beeinflusst. Das unterstreicht die Bedeutung von Lithium als Mittel der ersten Wahl bei bipolaren Störungen.

Zusammengefasst und kommentiert von Peter Ritzmann

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infomed-screen 21 -- No. 5
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Lithium verhindert Suizidversuche ( 2017)