Geänderte Blutdruckbehandlung im Spital
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 1. Februar 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Mehr als die Hälfte der hospitalisierten Erwachsenen wird mit einer veränderten ambulanten Arzneimittelbehandlung aus dem Spital entlassen. In der vorliegenden Studie wurde die Häufigkeit und die Berechtigung von Anpassungen der Blutdruckbehandlung im Krankenhaus untersucht. Eingeschlossen wurden 14’915 Personen über 65 Jahre (97% Männer, medianes Alter 76 Jahre), die wegen Pneumonie, Urininfekt oder thromboembolischer Erkrankung im «Veterans Affairs Health System» hospitalisiert wurden und schon vor dem Spitalaufenthalt eine Hypertonie hatten.
Was hat man gefunden?
Bei 65% dieser Kranken war vor der Hospitalisation der Blutdruck gut eingestellt. Im Spital wurden dann bei 24% erhöhte bis stark erhöhte Blutdruckwerte gefunden - fast die Hälfte der Individuen mit erhöhten Werten im Spital (47%) war allerdings vor der Hospitalisation normoton gewesen. 14% aller Betroffenen wurden mit intensivierter antihypertensiver Therapie entlassen (4% mit erhöhter Dosis und 11% mit einem oder mehreren neuen oder zusätzlichen Medikamenten). Etwa die Hälfte der Leute, deren Therapie intensiviert wurde, hatten vor dem Spitalaufenthalt gut eingestellte Blutdruckwerte aufgewiesen. Innerhalb dieser Gruppe hatten 8% auch im Spital nur normotensive Werte, bei 21% war der Blutdruck im Spital mässig und bei 40% stark erhöht. Die Dosiserhöhung erfolgte ohne Rücksicht darauf, wie stark die Behandelten voraussichtlich von der besseren Blutdruckeinstellung profitieren würden (bezogen auf Lebenserwartung, Demenz oder ein metastasierendes Karzinom bzw. hinsichtlich einer Vorgeschichte von Herzinfarkt, zerebrovaskulärer Erkrankung oder Nierenerkrankung).
Wie wird es gedeutet?
Im Spital sind höhere Blutdruckwerte häufig, wahrscheinlich aufgrund von Stress, Angst und «Weisskittel»-Hypertonie (und häufigen Blutdruckmessungen). Dies verleitet dazu, die Blutdruck-Medikation zu erhöhen, ohne Rücksicht auf die vor dem Spitalaufenthalt gemessenen Werte und obwohl die Guidelines sich auf ambulant gemessene Blutdruckwerte beziehen. Zu bedenken ist auch, dass gerade bei älteren Kranken zu niedrige Blutdruckwerte gefährlich werden könnten.
Hier werden interessante Daten vermittelt. Sie zeigen, dass auch in einem bestmöglich vernetzten Inpatient-Outpatient-System (nämlich im «US Veterans Administration Health System») allgemein zugängliche elektronische Patientendaten die Kommunikation zwischen Grundversorgern und Spital nicht ausreichend verbessern. Die Resultate dieser Studie belegen auch, dass häufig eher «gemessene Werte» als kranke Individuen behandelt werden. Ob e-Health die Zusammenarbeit zwischen Spital und Hausärztinnen und Hausärzten verbessern kann, wird sich zeigen müssen.
Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. GaleazziStandpunkte und Meinungen
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