Thyroxin nützt nichts bei subklinischer Hypothyreose
- Zusammenfassung: Felix Schürch
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 21. Februar 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Warum diese Studie?
In Laboruntersuchungen findet man häufig eine subklinische Hypothyreose (erhöhte Thyreotropin-Werte bei normalem freiem Thyroxin). Für eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen in dieser Situation lagen bisher nur widersprüchliche Studienresultate und unterschiedliche Richtlinien vor. Die vorliegende Meta-Analyse hatte zum Ziel, dies anhand von Daten aus neuen randomisierten Studien zu überprüfen.
Was hat man gefunden?
Berücksichtigt wurden randomisierte klinische Studien, in denen bei nicht-schwangeren Erwachsenen mit subklinischer Hypothyreose eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen im Vergleich mit Placebo oder Therapieverzicht untersucht worden war. Die Behandlung musste mindestens einen Monat, die Beobachtungszeit drei Monate gedauert haben. 21 Studien mit insgesamt 2192 Erwachsenen entsprachen den Kriterien. Der Effekt einer Therapie wurde jeweils anhand der allgemeinen Lebensqualität und durch die Veränderung von verschiedenen mit der Schilddrüsenfunktion zusammenhängenden Symptomen beurteilt. Die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen führte zu einer Normalisierung des TSH-Wertes. Lebensqualität, schilddrüsenbedingte Symptome, depressive Symptomatik, Müdigkeit, kognitive Funktionen, Blutdruck oder BMI wurden aber im Vergleich mit einem Behandlungsverzicht oder Placebo nicht günstiger beeinflusst.
Wie wird es gedeutet?
Eine routinemässige Verordnung von Schilddrüsenhormonen bei Erwachsenen mit subklinischer Hypothyreose wird durch die Ergebnisse dieser Meta-Analyse nicht unterstützt.
Screen-Kommentar
In den letzten Jahren wurde Thyroxin bei einer subklinischen Hypothyreose immer häufiger verordnet. Auch ich griff ab und zu zum Rezeptblock, um dieser oder jener Patientin etwas gegen das Übergewicht oder die Müdigkeit anzubieten. Diese Publikation zeigt nun, dass keine Wirkung erwartet werden darf – oder dann höchstens auf dem Niveau eines Placebos. Allerdings ist in der Studie immer von «Behandlung» und «Verbesserung» die Rede. Bei der Personengruppe im Alter über 60 gibt es naturgemäss Abbauprozesse über die Jahre hinweg. Sie lassen sich weder «behandeln» noch «verbessern». Wir versuchen jedoch auf verschiedenste Weise, im Sinne einer «Optimierung» einzugreifen und sie zu verzögern. Wir empfehlen proteinreiche Ernährung, verabreichen Vitamin-B12-Injektionen oder geben Vitamin-D3-Tropfen. Hat da die vorsichtige Unterstützung mit Schilddrüsenhormon nicht auch ihren Stellenwert? Darauf können weder die bisherigen Studien noch die vorliegende Meta-Analyse eine Antwort geben.
Zusammengefasst und kommentiert von Felix Schürch
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