INTERNET CORNER: Quelle der Unwahrheit
- Zusammenfassung: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 21. Februar 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Wer hätte es gedacht, dass dieses grossartige Instrument universeller Kommunikation in so erschreckendem Ausmass zu einer Bedrohung werden könnte! Dabei trifft sicher zu, dass uns das Internet in vielen Lebensbereichen Erleichterungen und Verbesserungen gebracht hat. Gerade für uns als Arzneimittel-Kritiker hat es Türen zu weit umfassenderen Informationen geöffnet, als wir es uns noch vor 25 Jahren hätten träumen lassen. Zugriff auf grosse Datenbanken, weitgehend problemlose Verfügbarkeit von Volltexten und Einblick in Behörden-Dokumente helfen uns ganz enorm bei der Vorbereitung von pharma-kritik-Texten.
Wie vielen anderen Leuten, die das Internet über die Jahre beobachten, bereiten mir aber einige immer offensichtlicher werdende Probleme grosse Bedenken. Es ist ja heute offensichtlich, dass das Internet in unerhörtem Ausmass Unwahrheiten verbreitet, dass diese Unwahrheiten von vielen als bare Münze genommen werden und dass dies unter Umständen zu enormen Problemen führt.
Dies trifft nicht nur auf die Weltpolitik zu, sondern wirkt sich auch in den vielen Bereichen unseres Alltags aus – nicht zuletzt auch in der Medizin. Dabei mag es Fachleuten einigermassen leicht fallen, fragwürdige oder offensichtlich falsche Aussagen zu entlarven. Wie ich es gelegentlich bei den Leuten sehe, die in meine Sprechstunde kommen, ist dies für das allgemeine Publikum recht schwierig. Dabei sind es einerseits Angriffe auf Therapien, deren Stellenwert durchaus Evidenz-basiert ist. Ich bin gewiss nicht der Meinung, man sollte blindlings allen Guidelines wörtlich folgen – dennoch ist anzunehmen, dass die teilweise rabiate Polemik z.B. gegen die Verabreichung von Statinen oder gegen sämtliche Impfungen erheblichen Schaden anrichtet. Anderseits werden im Internet Therapien hochgelobt, die bestenfalls einer Placebo-Behandlung gleichzusetzen sind. Ein Beispiel sind die zahlreichen «brain enhancers», die bei Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche u.ä. helfen sollen, aber wohl nur die Einkünfte der Anbieter verbessern.
Es gibt verschiedene Gründe für die vielen «fake news», die uns bedrängen. Aus meiner Sicht sind es vor allem drei Faktoren, die das Internet zurzeit zum Problem werden lassen: 1. Die Anonymität vieler Beiträge, die dazu führt, dass niemand wirklich Verantwortung für die publizierten Aussagen übernimmt. (Facebook hat während Jahren jede Art redaktioneller Verantwortung abgelehnt.) 2. Die «Gratis-Mentalität» - nicht nur ist der Versand von Mails und die Teilnahme an «social media» kostenlos, auch das Unterhalten einer Website kann so billig sein, dass quasi jedermann die beliebigsten Pseudodaten streuen kann. 3. Die universelle Verfügbarkeit während 24 Stunden täglich, die erst mit den «Smart Phones» möglich wurde (und ja bekanntlich noch einige andere Übel hervorbringt). Da ist guter Rat teuer.
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