Off-Label-Anwendung von Pregabalin oft ungenügend dokumentiert
- Zusammenfassung:
- Kommentar: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 12. März 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Warum diese Studie?
Sobald ein neues Medikament die Zulassung erreicht hat, werden zur Untersuchung weiterer möglicher Indikationen oft kleine klinische Studien durchgeführt. Wenn deren Ergebnisse nicht in grösseren randomisierten Studien mit einer etablierten Therapie verglichen werden, bleibt der klinische Nutzen aber unklar. Die hier vorgestellte systematische Übersicht befasste sich mit dem umsatzstarken Pregabalin (Lyrica® u.a.).
Was hat man gefunden?
In den Datenbanken OvidMEDLINE und Embase wurden 238 vor Januar 2018 publizierte Studien zu mindestens 33 bis dahin nicht registrierten Indikationen von Pregabalin gefunden. 79% dieser Studien erforschten die Wirksamkeit auf verschiedenste Schmerzarten (z.B. Restless-Legs-Syndrom oder lumbale Rückenschmerzen); die übrigen betrafen meist neurologische (z.B. essentieller Tremor) oder psychiatrische Indikationen (z.B. Angstattacken). 16 Indikationen wurden in randomisierten Studien untersucht; fünf davon erhielten danach eine Marktzulassung. 17 Indikationen wurden nur in «exploratory tirals» geprüft, ohne dass in den darauffolgenden fünf Jahren eine randomisierte Studie folgte.
Wie wird es gedeutet?
Viele Berichte über mögliche neue Indikationen von Pregabalin wurden nicht in randomisierten Studien nachgeprüft. Es fehlt dafür an finanziellen oder gesetzlichen Anreizen. Off-label-Anwendungen ohne Studienevidenz werden manchmal auch in medizinische Richtlinien aufgenommen.
Zusammengefasst von Bettina Wortmann
Screen-Kommentar
Wen wundert es? Nicht vergebens musste der Hersteller von Lyrica®schon 2009 eine Milliardenbusse bezahlen, weil er die Off-Label-Anwendung bei ungenügend dokumentierten Indikationen propagiert hatte. Wir erfahren also nichts wirklich Neues – dass Pregabalin viel zu häufig bei fragwürdigen Indikationen eingesetzt wurde (und wohl auch heute noch wird), ist gut bekannt. Spannender wäre gewesen, wenn sich das für diese Zusammenstellung verantwortliche Team zur Analyse anderer Off-Label-verwendeter Medikamente entschieden hätte. Es besteht ja kein Zweifel, dass das Privileg des ärztlichen Verschreibens auch heute noch oft ausserhalb des Evidenzbereichs angewandt wird, z.B. bei vielen Psychopharmaka, aber auch in «somatisch» orientierten Fächern.
Etzel Gysling
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
Copyright © 2025 Infomed-Verlags-AG
-
Jahrgang 2025
Jahrgang 2024
Jahrgang 2023
Jahrgang 2022
Jahrgang 2021
Jahrgang 2020
Jahrgang 2019
Jahrgang 2018
Jahrgang 2017
Jahrgang 2016
Jahrgang 2015
Jahrgang 2014
Jahrgang 2013
Jahrgang 2012
Jahrgang 2011
Jahrgang 2010
Jahrgang 2009
Jahrgang 2008
Jahrgang 2007
Jahrgang 2006
Jahrgang 2005
Jahrgang 2004
Jahrgang 2003
Jahrgang 2002
Jahrgang 2001
Jahrgang 2000
Jahrgang 1999
Jahrgang 1998
Jahrgang 1997