Kein Zusammenhang zwischen MMR-Impfung und Autismus
- Zusammenfassung: Alexandra Röllin
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 4
Publikationsdatum: 16. Juli 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Warum diese Studie?
Seit der 1998 im Lancet publizierten, gefälschten und später zurückgezogenen Studie,(1) in der ein Zusammenhang zwischen der Masernimpfung und Autismus postuliert wurde, ist die dadurch geschürte Angst einer der Hauptgründe, dass Eltern zögern, ihre Kinder gegen Masern zu impfen. Dies, obwohl seither in mehreren Beobachtungsstudien kein erhöhtes Risiko für Autismus nach Masern-Impfung nachgewiesen werden konnte. Da kritische Stimmen bemängeln, dass das Risiko nur für bestimmte vulnerable Gruppen oder atypische Formen von Autismus erhöht sein könnte, sollte in der vorliegenden Studie bewusst auch diesen Fragen nachgegangen werden.
Was hat man gefunden?
Auch in dieser grossen, auf Gesundheitsregisterdaten von über 600’000 Kindern beruhenden Kohortenstudie aus Dänemark erkrankten mit der kombinierten Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln geimpfte Kinder nicht häufiger an Autismus – weder an der klassischen Form noch an jeglicher Autismus-Spektrum-Störung (für Störfaktoren korrigierte «Hazard Ratio» 0,93; 95% CI 0,85-1,02). Auch wenn Untergruppen von Kindern mit erhöhtem Autismus-Risiko (ein an Autismus erkranktes Geschwister oder Vorliegen von mehreren anderen Risikofaktoren) gesondert untersucht wurden, konnte kein solcher Zusammenhang gezeigt werden. Ebenso wurden auch zu spezifischen Zeitpunkten nach der Impfung nicht gehäuft Autismus-Fälle diagnostiziert.
Wie wird es gedeutet?
Nach der kombinierten Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln besteht kein erhöhtes Risiko, an Autismus zu erkranken. Dies gilt für alle Autismus-Spektrum-Störungen, auch für atypische Formen. Auch bei Untergruppen mit vorbestehend erhöhtem Risiko wird dieses durch die Impfung nicht noch zusätzlich erhöht.
Screen-Kommentar
Bereits 20 Jahre ist es her, seit zu Unrecht ein Zusammenhang zwischen der Masernimpfung und Autismus postuliert wurde. Obwohl unterdessen schon in mehreren Studien keine solche Assoziation nachgewiesen werden konnte, geistern entsprechende Ängste noch immer in den Köpfen von Eltern herum. Diese grosse und gut gemachte Studie belegt einmal mehr, dass diese Ängste keine wissenschaftliche Grundlage haben, und räumt anhand von verschiedenen Subgruppen-Analysen und Sensitivitätsprüfungen letzte Zweifel aus. Nur ist es leider so, dass Ängste kaum etwas mit rationalem Denken zu tun haben – womit uns wohl auch weiterhin ausführliche Gespräche mit besorgten Eltern nicht erspart bleiben werden.
Zusammengefasst und kommentiert von Alexandra Röllin
1 Wakefield AJ et al. Lancet 1998; 351: 637-41 (retracted)
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
Copyright © 2025 Infomed-Verlags-AG
Verwandte Artikel
-
Jahrgang 2025
Jahrgang 2024
Jahrgang 2023
Jahrgang 2022
Jahrgang 2021
Jahrgang 2020
Jahrgang 2019
Jahrgang 2018
Jahrgang 2017
Jahrgang 2016
Jahrgang 2015
Jahrgang 2014
Jahrgang 2013
Jahrgang 2012
Jahrgang 2011
Jahrgang 2010
Jahrgang 2009
Jahrgang 2008
Jahrgang 2007
Jahrgang 2006
Jahrgang 2005
Jahrgang 2004
Jahrgang 2003
Jahrgang 2002
Jahrgang 2001
Jahrgang 2000
Jahrgang 1999
Jahrgang 1998
Jahrgang 1997