Müde trotz optimaler Substitution bei Hashimoto: Thyreoidektomie hilft
- Zusammenfassung: Markus Häusermann
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 4
Publikationsdatum: 16. Juli 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Warum diese Studie?
Bei Hashimoto-Thyreoiditis leidet eine Minderheit der Betroffenen trotz optimaler Hormonsubstitution weiter an Hypothyreose-ähnlichen Symptomen wie Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schlafstörungen und Mund- und Augentrockenheit. Dies entspricht möglicherweise einer generalisierten Autoimmunerkrankung. Eine gesicherte Therapie dafür gab es bisher nicht. In dieser randomisierten Studie wurde nun die Wirkung einer totalen Thyreoidektomie auf Antikörpertiter und Symptome untersucht.
Was hat man gefunden?
135 Frauen und 12 Männer mit sonographisch verifizierter Hashimoto-Thyreoiditis, Anti-Thyreoperoxidase-Antikörpertiter (Anti-TPO) von >1000 U/ml und persistierenden Symptomen trotz Euthyreose wurden nach dem Zufall je zur Hälfte operiert oder medikamentös weiterbehandelt. Eine Verblindung mit Scheinoperation in der Kontrollgruppe wurde als ethisch nicht vertretbar erachtet. Bei Studienbeginn waren die Befindlichkeiten in allen Dimensionen gleich. 18 Monate danach war bei den Operierten das allgemeine Wohlbefinden im SF-36-Gesundheitsfragebogen (primärer Endpunkt) bedeutend verbessert (von 38 auf 64 Punkte); dasselbe traf auch für die übrigen validierten Messinstrumente zu. Parallel dazu fielen postoperativ die Anti-TPO-Titer auf normale oder fast normale Werte ab. In der medikamentös behandelten Kontrollgruppe blieben das Befinden und die Anti-TPO-Titer im Wesentlichen unverändert. 3 (4,1%) der Operierten erlitten postoperativ eine Infektion, 3 (4,1%) hatten eine lang andauernde Hypokalzämie und 4 (5,5%) eine unilaterale Rekurrensparese.
Wie wird es gedeutet?
Das gute Ansprechen auf die Thyreoidektomie zeigt, dass von der Hashimoto-Thyreoiditis eine symptomatische immunologische Systemkrankheit ausgehen kann. Die totale Thyreoidektomie ist bei dieser Erkrankung eine valide Therapieoption, wenn trotz Erreichen der Euthyreose unter Hormonsubstitution Hypothyreose-ähnliche Symptome fortbestehen.
Screen-Kommentar
Diese Studie bietet einen Durchbruch für ein bis jetzt unbefriedigend behandelbares Problem. Die bisher dafür verwendeten differenzierten Substitutionsschemata mit Kombinationen von Levothyroxin (Eltroxin® u.a.) und Liothyronin (Kombinationspräparat Novothyral®) haben nur bescheidene Erfolge gezeigt. Euphorie ist aber fehl am Platz, denn die Komplika-tionen einer totalen Thyreoidektomie sind auch bei erfahrenen Operateuren nicht zu unterschätzen. So werden sich nur Kranke mit einem erheblichen Leidensdruck ohne Linderung durch medikamentöse Massnahmen für einen solchen Eingriff entscheiden, der nach überstandenen Komplikationsrisiken aber ihre Lebensqualität wesentlich verbessern kann. Mit Interesse warten wir auf die Langzeitresultate nach 5 oder 10 Jahren. In weiteren Studien wäre zu prüfen, ob die Beschwerden auch auf die weniger komplikationsträchtige subtotale Thyreoidektomie ansprechen.
Zusammengefasst und kommentiert von Markus Häusermann
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
Copyright © 2025 Infomed-Verlags-AG
Verwandte Artikel
-
Jahrgang 2025
Jahrgang 2024
Jahrgang 2023
Jahrgang 2022
Jahrgang 2021
Jahrgang 2020
Jahrgang 2019
Jahrgang 2018
Jahrgang 2017
Jahrgang 2016
Jahrgang 2015
Jahrgang 2014
Jahrgang 2013
Jahrgang 2012
Jahrgang 2011
Jahrgang 2010
Jahrgang 2009
Jahrgang 2008
Jahrgang 2007
Jahrgang 2006
Jahrgang 2005
Jahrgang 2004
Jahrgang 2003
Jahrgang 2002
Jahrgang 2001
Jahrgang 2000
Jahrgang 1999
Jahrgang 1998
Jahrgang 1997