Selektive Laser-Trabekuloplastik als Erstbehandlung bei Glaukom

  • r -- Gazzard G, Konstantakopoulou E, Garway-Heath D et al. Selective laser tra-beculoplasty versus eye drops for first-line treatment of ocular hypertension and glaucoma (LiGHT): a multicentre randomised controlled trial. Lancet. 2019 Apr 13; 393: 1505-16 [Link]
  • Zusammenfassung: Felix Tapernoux
  • Kommentar: Marc Töteberg-Harms
  • infomed screen Jahrgang 23 (2019) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 16. Juli 2019
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Warum diese Studie?

Offenwinkelglaukom und erhöhter Augeninnendruck wer­den üblicherweise mit drucksenkenden Augentropfen be­handelt. Deren langfristige Verwendung geht jedoch mit ei­ner Vielzahl von lokalen und systemischen Nebenwirkungen und schlechter Patientencompliance einher und ist zudem ein Risikofaktor für späteres Versagen einer Trabekulektomie. Seit 1995 gibt es als Alternative die selektive Laser-Trabekulo­plastik, die jedoch bisher nicht als Erstbehandlung betrachtet wurde. In dieser randomisierten britischen Multizenterstudie wurden beide Therapieformen verglichen.

Was hat man gefunden?

356 Personen wurden mit einer Laser-Trabekuloplastik be­handelt, 362 erhielten Augentropfen. Nach 36 Monaten wurde die Lebensqualität anhand eines Fragebogens zur Lebensqualität (EQ-5D-Score) beurteilt. Der Wert lag für die Trabekuloplastik bei 0,89 und für die Augentropfen bei 0,90 ohne signifikanten Unterschied. 74% der mit Trabekuloplastik Behandelten benötigten nach 36 Monaten keine zusätzlichen Augentropfen. 11 Personen aus der Gruppe mit Augentropfen mussten sich einer chirurgischen Therapie unterziehen, niemand aus der Trabe­ku­loplastik-Gruppe. Nach 36 Monaten ergab sich durch die Trabekuloplastik auch eine Kostenersparnis.

Wie wird es gedeutet?

Die selektive Laser-Trabekuloplastik sollte als Erstbehandlung bei Offenwinkelglaukom und erhöhtem Augeninnendruck angeboten werden.

Zusammengefasst von Felix Tapernoux

Gast-Kommentar

Bei neu diagnostizierten Offenwinkelglaukomen oder okulärer Hypertension ist nach den Guidelines der European Glaucoma Society (EGS) die First-line-Therapie die Augendrucksenkung mit Augentropfen. Erst in der aktuellen Auflage der Guidelines wurde die Laser-Trabekuloplastik (früher Option nach ausge­schöpfter topischer Therapie und vor einer Operation) als Al­ternative zur medikamentösen Therapie eingeführt mit der Einschränkung «bei Compliance-Problemen» oder «Unverträg­lichkeit der topischen Therapie». Generell muss beachtet wer­den, dass eine topische Therapie Nebenwirkungen haben kann (Beeinflussung des Sehens, Befeuchtungsprobleme, Fremdkörpergefühl, Rötung). Diese können durch die Wirk­stoffe selbst und/oder die Konservierungsstoffe verursacht sein. Zudem ist die Wirksamkeit einer topischen Therapie sehr von einer korrekten Anwendung abhängig. Die regelmässige Applikation (Compliance) ist bei Glaukom-Patienten bekann­termassen ein grosses Problem. Aber auch die Tatsache, dass das regelmässige und lebenslange Tropfen eine starke Ein­schränkung der Lebensqualität bedeutet, darf nicht unter­schlagen werden. Nicht zuletzt sollten auch die Therapiekos­ten bedacht werden. Nichtsdestotrotz gab es bisher keine gute Evidenz für die Wirksamkeit der Laser-Trabekuloplastik im Ver­gleich mit der topischen Therapie. Die LiGHT-Studie kommt daher gelegen. Das gute Risikoprofil der selektiven Laser-Tra­bekuloplastik und die guten Ergebnisse der LiGHT-Studie ge­ben eine solide Evidenz dafür, neu die Laser-Trabekuloplastik als First-line-Therapie, Compliance-unabhängig, mit weniger topischen Nebenwirkungen und einer geringeren Einschrän­kung der Lebensqualität im Vergleich zur topischen Therapie unseren Patienten mit neu diagnostiziertem Offenwinkelglau­kom oder okulärer Hypertension zu empfehlen.

Marc Töteberg-Harms, Augenklinik, UniversitätsSpital Zürich

Standpunkte und Meinungen
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Selektive Laser-Trabekuloplastik als Erstbehandlung bei Glaukom ( 2019)