Bestandteile von Sonnenschutzmitteln im Plasma nachweisbar
- Zusammenfassung: Natalie Marty
- Kommentar: Stephan Lautenschlager
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. Oktober 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Warum diese Studie?
Die amerikanische «US Food and Drug Administration» (FDA) hat als Schwellenwert für einen möglichen Verzicht auf gewisse nicht-klinische toxikologische Studien bei Sonnenschutzmitteln eine Plasmakonzentration der Filtersubstanzen von höchstens 0,5 ng/ml festgelegt. In der vorliegenden Studie wurde die systemische Resorption von vier in Sonnenschutzprodukten enthaltenen Stoffen (Avobenzon, Oxybenzon, Octocrylen und Ecamsul) untersucht. Je 6 gesunde Freiwillige trugen dazu vier Tage lang viermal täglich 2 mg/cm2 des jeweiligen Sonnenschutzprodukts auf 75% der Körperoberfläche auf.
Was hat man gefunden?
23 der 24 Freiwilligen haben die Studie abgeschlossen. Systemische Konzentrationen von mehr als 0,5 ng/ml wurden bei allen vier Produkten nach vier Anwendungen am ersten Tag gemessen. Die häufigste Nebenwirkung war ein Ausschlag (je einmal pro Sonnenschutzmittel).
Wie wird es gedeutet?
Die Anwendung von in den USA handelsüblichen Sonnenschutzmitteln unter «maximalen Einsatz-bedingungen» führte zu Plasmakonzentrationen, die den von der FDA festgelegten Schwellenwert für den Verzicht auf nicht-klinische toxikologische Studien überschritten. Die Studienverantwortlichen kommen zum Schluss, dass die klinische Bedeutung dieser Ergebnisse in weiteren Studien untersucht werden sollte; sie betonen aber gleichzeitig, dass dies kein Grund sei, nun auf Sonnenschutz zu verzichten.
Zusammengefasst von Natalie Marty
Gast-Kommentar
Hautkrebs ist die häufigste Neoplasie in der westlichen Welt; Millionen sind jährlich davon betroffen. Als wichtigster Risikofaktor gilt die UV-Exposition. Mit zunehmendem Gebrauch von Sonnenschutzmitteln wurden immer wieder Stimmen laut, die Nebenwirkungen durch systemische Resorption von UV-Filtern vermuteten und Karzinogenität, hormonelle Veränderungen und mögliche Fertilitätsstörungen postulierten. Die vorliegende Studie wurde nicht unter «Real world»-Bedingungen durchgeführt und hat nur wenig Implikationen für die tägliche Anwendung. Bekanntermassen wird viel zu wenig Sonnencreme aufgetragen, und nur selten erfolgt eine Reapplikation. In den USA werden Sonnenschutzmittel als rezeptfrei erhältliche Medikamente betrachtet und müssen einen ganz anderen Zulassungsweg nehmen als in Europa. Dies erklärt auch, warum in den USA andere (ältere) Filtersubstanzen verwendet werden. Selbstverständlich haben wir alle ein Interesse an sicheren und effizienten Sonnenschutzmitteln. Wünschenswert wären Studien zur Sicherheit unter realen Bedingungen und vor allem zu den neuen gebräuchlichsten und effizientesten Filtersubstanzen wie z.B. Tinosorb M oder Mexoryl XL, die in Europa entwickelt wurden. Was sollte nun besorgten Konsumentinnen und Konsumenten geraten werden? Unter Berücksichtigung von Nutzen und Risiko sollten Sonnenschutzmittel weiterhin verwendet werden. In speziellen Situationen, wie bei Kleinkindern und bei grossflächiger Anwendung in der Schwangerschaft, können die von der FDA als sicher beurteilten anorganischen Filter wie Zinkoxid oder Titaniumdioxid bevorzugt werden. Die anderen UV-Schutzmassnahmen wie Aufenthalt im Schatten, photoprotektive Kleidung, Kopfbedeckungen und Sonnenbrillen müssen in Erinnerung gerufen werden.
Stephan Lautenschlager, Dermatologisches Ambulatorium, Stadtspital Waid und Triemli, Zürich
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
Copyright © 2025 Infomed-Verlags-AG
Verwandte Artikel
Aktueller infomed-screen-Jahrgang-
Jahrgang 2025
Jahrgang 2024
Jahrgang 2023
Jahrgang 2022
Jahrgang 2021
Jahrgang 2020
Jahrgang 2019
Jahrgang 2018
Jahrgang 2017
Jahrgang 2016
Jahrgang 2015
Jahrgang 2014
Jahrgang 2013
Jahrgang 2012
Jahrgang 2011
Jahrgang 2010
Jahrgang 2009
Jahrgang 2008
Jahrgang 2007
Jahrgang 2006
Jahrgang 2005
Jahrgang 2004
Jahrgang 2003
Jahrgang 2002
Jahrgang 2001
Jahrgang 2000
Jahrgang 1999
Jahrgang 1998
Jahrgang 1997