Kein verschlechterter Gesundheitszustand nach einem Schwangerschaftsabbruch

  • r -- Ralph LJ, Schwarz EB, Grossman D, Foster DG. Self-reported physical health of women who did and did not terminate pregnancy after seeking abortion services: a cohort study. Ann Intern Med. 2019 Aug 20;171:238-247 [Link]
  • Zusammenfassung:
  • Kommentar: Daniel Passweg
  • infomed screen Jahrgang 23 (2019) , Nummer 6
    Publikationsdatum: 4. Dezember 2019
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Warum diese Studie?

Viele Studien zu unerwünschten Schwangerschaften haben sich mit psychischer Gesundheit und kurzfristiger Morbidität und Mortalität befasst. In der vorliegenden Kohortenstudie wurde der längerfristige Gesundheitszustand bei Frauen mit einer ungewollten Schwangerschaft und einem Schwanger­schaftsabbruch im Vergleich zu einer Geburt untersucht.

Was hat man gefunden?

In den Jahren 2008 bis 2010 wurden Frauen, die in einer der 30 teilnehmenden amerikanischen Kliniken eine Konsulta­tion für einen Schwangerschaftsabbruch in Anspruch nah­men, in die Studie aufgenommen. Sie wurden in drei Grup­pen eingeteilt: Schwangerschaftsabbruch im ersten Trimester (328 Frauen), Schwangerschaftsabbruch im zweiten Trimes­ter (383 Frauen) und Frauen, denen der Schwangerschafts­abbruch verweigert wurde (163 Frauen). Der Gesundheits­zustand wurde alle 6 Monate durch telefonische Interviews evaluiert. Gefragt wurde nach chronischen Schmerzen, chro­nischen Kopfschmerzen oder Migräne, Übergewicht, Asthma, Hypertonie, Diabetes und Hyperlipidämie. Zwi­schen den Frauen mit Früh- bzw. Spätabort wurde am Stu­dienende bezüglich der abgefragten Para­meter kein signi­fikanter Unterschied gefunden. 27% der Frauen mit aus­ge­tra­ge­ner Schwangerschaft befanden ihren Gesundheits­zustand fünf Jahre nach der Ge­burt als mittelmässig oder schlecht verglichen zu 20% der Frauen mit Schwanger­schaftsabbruch im ersten Trimester und 21% der Frauen mit Schwan­ger­schaftsabbruch im zwei­ten Trimester. Frauen, die geboren hatten, berichteten auch über mehr chronische Kopf­schmer­zen oder Migräne und Ge­lenkschmerzen, bezüg­lich anderer chronischer Schmerzen und Übergewicht waren die Re­sul­tate in den Gruppen ähn­lich. Bis zum Ende der Studienzeit konnten allerdings 41% der Frauen für die Befragung nicht mehr ausfindig gemacht werden.

Wie wird es gedeutet?

Fünf Jahre nach einem Schwangerschaftsabbruch war der körperliche Gesundheitszustand der betroffenen Frauen nicht schlechter als bei den Frauen, welche die Schwanger­schaft ausgetragen hatten. Tatsächlich wurden eher Hinweise auf eine schlechtere Gesundheit bei jenen Frauen, denen die Abtreibung verweigert wurde, gefunden. Die Aussagekraft der Studie ist insofern limitiert, als am Studienende fast die Hälfte der Frauen nicht mehr für die Befragung zur Verfügung stand und die Aussagen auf Selbsteinschätzungen basierten.

Zusammengefasst von Bettina Wortmann

Gast-Kommentar

Grundprinzip der geschlechtlichen Fortpflanzung: Das Indivi­duum, welches sonst alles zu seinen Gunsten investiert, inves­tiert bei der Fortpflanzung zu Gunsten der Folgegeneration, also für den neuen Gen-Mix (Kinder) und so für das Überleben der Spezies. Kinder: Keine Zeit für Sport, für Schlaf oder für gesundes Essen, das Geld rinnt einem zwischen den Fingern weg. Das gilt gerade für Frauen, die aus einer schwierigen Lage heraus gezwungen sind, an einen Schwangerschaftsabbruch zu denken. Mit dem Schwangerschaftsabbruch schützen sie sich. Es braucht ein gewisses Mass an Lebensqualität, um da­von für Schwangerschaft und Kinder abgeben zu können. Schwangerschaften können extrem ungesund sein und Kinder machen die Mütter auch mittelfristig nicht gesund, das würde dem grundsätzlichen Konzept der Reproduktion widerspre­chen und das lässt sich auch zeigen, wenn man wie in dieser Studie Gesundheit in Einzelparameter fraktioniert und über 5 Jahre dokumentiert. Trost: Erstens: Immerhin hat es die Natur so eingerichtet, dass grosse Zufriedenheit entsteht, wenn man für Kinder sorgt. Zweitens: Muss eine Frau eine (medizinisch korrekte) Interruptio durchführen, nimmt sie wenigstens kei­nen zusätzlichen gesundheitlichen Schaden daran.

Daniel Passweg, Frauenklinik, Stadtspital Triemli, Zürich

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Kein verschlechterter Gesundheitszustand nach einem Schwangerschaftsabbruch ( 2019)