INTERNET CORNER: Was bringt die Zukunft?
- Zusammenfassung: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 6
Publikationsdatum: 4. Dezember 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Noch kann ich nicht sagen, ob und in welcher Form ich allenfalls auch zukünftig zur «medizinischen» Anwendung des Internets schreiben werde – sicher ist jedenfalls, dass dies der letzte «Internet Corner» für infomed-screen ist. Wir haben uns bei Infomed schon früh mit den Aspekten des Internets befasst, die Berufsleuten im Gesundheitsbereich nützlich sein können. Viele erinnern sich noch an die «Information Retrieval»-Kurse, die wir in den ersten Jahren des Webs durchgeführt haben. Wer allerdings meine «Internet Corner»-Texte der letzten zwei Jahre gelesen hat, weiss, dass ich heute auch viele negative Aspekte sehe und die Entwicklungen des letzten Jahrzehnts mit grosser Sorge beobachte. Die Digitalisierung verändert die Welt in gigantischem Ausmass. So lässt sich heute nicht voraussehen, ob die Web-bedingten Veränderungen der Menschheit gesamthaft eine vorteilhafte Nutzen/ Schaden-Bilanz bescheren werden. Statt hier Prognosen aufzustellen – die sich höchstwahrscheinlich als falsch erweisen würden – möchte ich auf die Regeln hinweisen, die wir im Laufe der Jahrzehnte zur Anwendung der Kortikosteroide (des Wundermittels «Cortison») gelernt haben. Vieles davon lässt sich praktisch zwanglos auf das Wundermittel «Internet» übertragen.
• Ein zurückhaltender, gezielter Einsatz bringt die besten Resultate. Die unkontrollierte Anwendung führt dazu, dass die normalen biologischen Funktionen des Menschen verkümmern und es längerfristig zu schweren Beeinträchtigungen kommt. Eine «Addison-Krise» der analogen Fähigkeiten kann lebensbedrohlich sein. Analoge Aktivitäten (z.B. die Mitarbeit in Vereinen, das Lesen gedruckter Bücher, Kino- und Theaterbesuche) sollten bewusst gefördert werden.
• Besondere Vorsicht ist bei der Applikation in heiklen Bereichen angezeigt. Ein «vernetzter» Haushalt (Stichwort: Internet of Things) hat viele schlecht kontrollierbare Eingangspforten für Schädlinge aller Art. Ist es wirklich sinnvoll, die Deckenlampe via App zu steuern? Es lohnt sich, auf gewisse Bequemlichkeiten zu verzichten.
• Kinder und Jugendliche sind grösseren Gefahren ausgesetzt. Wir sind uns bisher überhaupt nicht im Klaren, wie sich die sogenannten sozialen Medien auf die Psyche junger Leute auswirken. Ausser Zweifel steht aber, dass mit den vielen Stunden vor kleinen und grossen Bildschirmen wertvolle Zeit für den Aufbau von echten menschlichen Beziehungen und von Fähigkeiten im analogen Bereich verloren geht.
Ob wir wollen oder nicht: wir müssen uns alle mit der Digitalisierung und ihren Konsequenzen auseinandersetzen. Sicher ist aber auch, dass wir selbst darauf Einfluss nehmen können und dies auch tun sollten.
Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!
Etzel Gysling
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